Geschichte

Im Jahre 1912 gründete die Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, Frau Marie von der Marwitz-Friedersdorf, in Seelow in der Mark Brandenburg ein Mutterhaus vom Roten Kreuz zur Ausbildung junger Mädchen für den Schwesternberuf.

Die Leitung des Mutterhauses in Seelow wurde der seit 1907 als Oberin in den Anstalten tätigen ehemaligen Diakonissin, Frau Gertrud Kalupke, geborene Schulze, übertragen.

Die Arbeitsfelder der Schwestern lagen in der Mark Brandenburg und in den Nachbarprovinzen. Neben den Kranken- und Siechenanstalten und dem Säuglingsheim in Seelow waren es kleine Gemeindekrankenhäuser in Bernstein, Neudamm und Wriezen, Privatkliniken in Cottbus, Frankfurt/Oder und Stendal, ein Altersheim in Buckow sowie zeitweise bis zu 50 Gemeindepflegestationen.

Erste Rotkreuzoberin wurde - als Nachfolgerin der Frau Oberin Kalupke - Frau Oberin Adele Lüdemann, die aus der Bremischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz kam. Sie führte die Schwesternschaft von 1922 bis 1949. Unter ihrer Leitung wurden Aufbau und Arbeitsweise der Schwesternschaft an die der anderen Rotkreuz-Mutterhäuser angeglichen. Am 1.Oktober 1933 wurden die Schwestern in den Schwestern-Versicherungsverein vom Roten Kreuz aufgenommen und gehörten somit zu den ersten Frauen, für die eine zusätzliche Altersversorgung gezahlt wurde.

Im Jahre 1933 umfasste die Schwesternschaft:

Am 5. März 1935 verabschiedete die Schwesternschaft eine eigene Satzung und wurde als:
„Deutsches Rotes Kreuz, Schwesternschaft Oderland e. V., Seelow“
in das Vereinsregister eingetragen.

Am 1. April 1938 siedelte das Mutterhaus nach Frankfurt an der Oder über. Im Mai 1939 konnte es ein eigenes Haus in der Goepelstraße 13-15 beziehen.

Im Jahre 1934 richtete die Schwesternschaft die erste staatlich anerkannte Krankenpflegeschule im Rotkreuz-Krankenhaus Beeskow mit 12 Plätzen und 1938 die Krankenpflegeschule im Städtischen Krankenhaus in Frankfurt an der Oder mit 30 Ausbildungsplätzen ein.

Während des zweiten Weltkrieges legten hier zusätzlich etwa 120 Hilfsschwestern nach vierteljährigen theoretischen Kursen das staatliche Krankenpflegeexamen ab.

Nachdem einige Privatkliniken sowie pommersche und schlesische Gemeindepflegestationen abgegeben worden waren, hatte das Mutterhaus neue Verträge für die Schwestern in größeren Krankenhäusern abgeschlossen: 1934 mit dem Rotkreuz-Krankenhaus in Beeskow und 1938 mit dem Städtischen Krankenhaus in Frankfurt an der Oder.

Während des zweiten Weltkrieges waren die Schwestern in steigender Zahl zur Krankenpflege in Lazaretten eingesetzt.

Gegen Ende des Krieges mussten die Schwestern aus Frankfurt zurückgezogen werden. Das Mutterhaus kam auf Anordnung des DRK-Präsidiums zunächst nach Meiningen und von dort nach Karlsbad. Die Personalpapiere der Schwestern, Akten und Besitz des Mutterhauses wurden auf dem Transport am 13. Februar 1945 beim Bombenangriff auf Dresden vernichtet.

Mit Schwester Charlotte Deutsch zusammen baute Frau Oberin Lüdemann die Mutterhausverwaltung in einem Privathaus in Karlsbad neu auf; die Schwestern fanden in Lazaretten und Hilfskrankenhäusern reichlich Arbeit. Ein Teil der Schwestern in den Krankenhäusern der Mark blieb – auch wenn mit Unterbrechungen und unter Gefahren – in der Pflege; andere wurden in kleinen Gruppen mit Lazarett- und Güterzügen, Lastkraft- und Personenwagen und zu Fuß, zwischen Truppenteilen und bei Tieffliegerangriffen, nach Berlin oder durch Mecklenburg nach Lübeck und Hamburg geschickt.

Nach der Kapitulation im Mai 1945, gerieten Frau Oberin Lüdemann und viele Schwestern mit der Wehrmacht in amerikanische, tschechische, polnische oder italienische Gefangenschaft und Internierung. Viele Schwestern konnten erst nach Wochen und Monaten, eine Schwester erst nach vier Jahren zurückkehren.
Ende Juni 1945 nahm das Bremische Mutterhaus vom Roten Kreuz Frau Oberin Lüdemann und die nach und nach eintreffenden Schwestern auf, versorgte sie, stattete sie neu aus und setzte sie in Bremer Arbeitsfelder ein.

Sehr bald gelang es dem Mutterhaus, eigene Verträge mit Arbeitsfeldern abzuschließen; so 1945 mit den Hilfskrankenhäusern in Achim und in Neuenburg - damit erstmalig im Oldenburger Land - sowie 1946 in Osterholz-Scharmbeck.

Seit dem Herbst 1946 half das Mutterhaus mit einigen Schwestern bei der Einrichtung des Landeskrankenhauses im ehemaligen Marinelazarett Sanderbusch.

Neubeginn im Oldenburger Land

Am 7. Januar 1947 wurde die Schwesternschaft im Einvernehmen mit dem Deutschen Roten Kreuz, Landesverband Oldenburg, als „Oldenburgische Schwesternschaft vom Roten Kreuz in Sanderbusch“ neu gegründet und mit der Satzung für die DRK-Schwesternschaften in der britischen Zone in das Vereinsregister eingetragen.

Am 15. April 1947 wurde das Oldenburgische Landeskrankenhaus mit 300 Krankenbetten eröffnet.

Im Mai 1947 erteilte der Präsident des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Oldenburg der Schwesternschaft die Erlaubnis, im Landeskrankenhaus Sanderbusch eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule mit 30 Plätzen einzurichten. Die Genehmigung wurde später auf über 100 Plätze erweitert.

Im Jahre 1949 wurde die Leitung des Mutterhauses der Oberin Marie Luise von Pfuhlstein aus der DRK-Schwesternschaft Märkisches Haus für Krankenpflege in Berlin übertragen. Es war nicht einfach, in dieser Zeit ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung zu stellen, zumal die Anforderungen an das fachliche Können ständig stiegen.

Die Krankenpflegeschule gewann durch fortlaufenden, systematischen Ausbau und durch den kompetenten Unterricht durch die Unterrichtsschwestern und Ärzte der einzelnen Kliniken, einen guten Ruf.

Im Jahre 1961 erteilte die Bezirks-Regierung die Erlaubnis zur staatlich anerkannten Ausbildung von Wochenpflegerinnen in Sanderbusch. In dieser Zeit nahm auch die Schwesternvorschule mit bis zu 24 Vorschülerinnen ihre Tätigkeit auf.

Fortlaufend konnten Schwestern zur Fort- und Weiterbildung zur Werner-Schule nach Göttingen entsandt werden und häufig kamen Praktikantinnen der Werner-Schule nach Sanderbusch.

Die Schwesternschaft beteiligte sich auch an übernationalen Aufgaben des Roten Kreuzes. So waren sieben Schwestern für zwei Jahre in Korea im Hospital des DRK in Pusan. Eine Schwester arbeitete sechs Monate in einem Krankenhaus des französischen Roten Kreuzes in Paris und mehrfach wurden Schwestern mit österreichischen Schwestern vom Roten Kreuz ausgetauscht. Vorschülerinnen halfen bei Freizeiten des niederländischen Roten Kreuzes für Körperbehinderte in Holland.

Durch das Entgegenkommen der Stadt Oldenburg konnte die Schwesternschaft auf einem Erbbaugrundstück in Oldenburg, Bodenburgallee, ein eigenes Haus errichten. Am 3. November 1958 wurde der Grundstein gelegt und im August 1959 wurde das Wohnheim bezogen. Es hat anfangs Raum für 36 pensionierte, erholungsbedürftige und arbeitende Schwestern sowie für 14 Vorschülerinnen.

In diesem Jahr bahnte sich auch eine grundlegende Wandlung in der wirtschaftlichen Stellung der Rotkreuzschwestern an. Aus einer „für ein geringes Entgelt" ausgeübten Tätigkeit, bei der die Schwestern vorwiegend auf eine Versorgung im Mutterhaus angewiesen waren, wurde ein gesicherter Frauenberuf. Die neuen Gestellungsverträge, die das Mutterhaus mit den Arbeitsfeldern abschloß, trugen dem Rechnung.

Im April 1961 übernahm Frau Oberin Helene Lührs aus der DRK-Schwesternschaft Bergmannsheil in Bochum die Leitung des Mutterhauses.

In einer Zeit, in der ein großer Mangel an Krankenpflegepersonal herrschte, gelang es Frau Oberin Lührs immer wieder durch Öffentlichkeitsarbeit, Interessenten für die Krankenpflegeausbildung zu gewinnen und somit den Nachwuchs in der Krankenpflege zu sichern.

Als Frau Oberin Lührs 1978 in den Ruhestand ging, übernahm Frau Oberin Dorothea Franke aus der Schwesternschaft Köln das Oberinnenamt.

Mittlerweile wurden im Schwesternaltenheim in Oldenburg einige Erneuerungsarbeiten notwendig. Man nutzte diesen Anlass, um gleichzeitig Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen.

So konnte kurze Zeit nach Fertigstellung des Umbaus im Juli 1985, das 25jährige Jubiläum des Hauses mit vielen Mitgliedern der Schwesternschaft, den Bewohnerinnen und vielen Ehrengästen festlich begangen werden.

Frau Oberin Franke verstarb im Herbst 1986 unerwartet an den Folgen eines Verkehrsunfalles.

Ihre Nachfolgerin wurde Frau Oberin Helga Lüdemann, die zuvor als Unterrichtsschwester in Düsseldorf tätig gewesen war. Während ihrer Amtszeit wurden die Räumlichkeiten der Krankenpflegeschule renoviert und erweitert sowie zeitgemäß ausgestattet.

Im Mai 1994 verstarb Frau Oberin Lüdemann plötzlich an den Folgen ihrer schweren Erkrankung.

Frau Helga Schumacher, aus der eigenen Schwesternschaft, folgte ihr in das Oberinnenamt und hatte dieses bis März 2020 inne.

Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand übernahm im März 2020 Frau Katja Bünting diese Aufgabe und übergab sie zum 1. August 2022 an Frau Oberin Yvonne Janßen.